Donnerstag, 15. Juli 2010

La Fete de la Biere 2009

Griaßgod beinand!

Was folgt ist ein eher ungeordneter Bilderauswurf meines zweiwöchigen Aufenthalts in Togo. Die dortige Brauerei "Brasserie BB Lome" veranstaltet jährlich eine "Fete de la Biere", zu der eine bairische Kapelle eingeladen wird. Da BB komplett Togo und auch das Nachbarland Benin mit Softdrinks (Lizenzabfüllung der Coca-Cola-Produktpalette) und Bier (Braulizenz fürs südafrikanische Flag und Castell, sowie für Guinness und das Kulmbacher Eku-Export) versorgt, scheint man sich das leisten zu können. 

Reiseroute: Lome - Kara - Dapaong - Kara - Lome - Kpalime - Lome. Es gibt eine einzige Straße, welche der Länge nach durch Togo verläuft und über die der gesamte Frachtverkehr nach Burkina Faso und Mali abgewickelt wird.


Die Brauerei wurde in den 1980ern auf Initiative des Großen Vorsitzenden Franz Josef Strauß gegründet, ist allerdings mittlerweile unter französischer Verwaltung. Die Organisation war eine einzige Katastrophe. Wir sollten viermal auf einem LKW durch Lome fahren, Musik spielen und Werbung für die "Kermesse" am Strand von Lome machen. Nun war aber am ersten Tag der LKW noch gar nicht fertig, kam viel zu spät, am zweiten Tag gabs ebenfalls Verspätung. Am letzten Tag der Karawane sollten wir noch kurz auf der Kermesse spielen, als "Vorband" von King Mensah, Togos bekanntestem Künstler. Nun waren wegen dem Mensah und dem Feuerwerk aber einige zehntausend Menschen unterwegs, und direkt am Stand verläuft auch noch die Hauptverbindungsstraße zwischen Ghana und Benin. Nachdem die Verantwortlichen von der Brauerei nur lapidar meinten, sie würden uns am Sponsoreingang empfangen, aber von uns keiner Lust hatte bei nicht vorhandener Straßenbeleuchtung in eine Menschenmasse von Togoern zu gehen (der Strand ist bei nacht einer der no-go-Bereiche Lomes), hat unsere überaus kompetente Reiseleiterin kurzerhand einen Bekannten bei der Pozilei angerufen, der dann eine Eskorte organisiert hat. 20 Pozilisten mit Schlagstöcken für 20 Musiker, und jeder der uns zu nah getreten ist, bekam eine auf den Rüssel. Sehr afrikanische Lösung? 
Das Feuerwerk war 5 Meter hinter der Bühne aufgebaut, ein paar Kracher flogen wohl auch in die Menge, aber Sicherheitsbedenken scheinen dort nicht an erster Stelle zu stehen.


Gnassingbe Eyadema, 37 Jahre lang bis 2005 autoritärer Staatschef von Togo. Da man einer Diktatur keine Entwicklungshilfe zukommen lassen kann, verfiel die "Schweiz Afrikas" zusehends, die Straßen sind in einem katastrophalen Zustand, die Eisenbahn existiert noch (originale Bausubstanz aus der deutschen Kolonialzeit), fährt aber nicht mehr.
Der jetzige Staatspräsident ist sein Sohn Faure Gnassingbe. Der hat einige Reformen angestoßen (u.a. die Abschaffung der Todesstrafe), hat im Ausland studiert und scheint auch recht weltoffen zu sein, kann aber aufgrund der noch existierenden Seilschaften aus der Regierungszeit seines Vaters nicht so, wie er möchte. In diesem Jahr waren Wahlen angesetzt, und zur Überraschung Aller (hust) hat ein gewisser Faure Gnassingbe gewonnen. Ein Wechsel an der Macht würde einen Austausch sämtlicher Beamten zur Folge haben (in Togo existiert eine langjährige Fehde zwischen der Familie Eyadema und der Oppositionsfamilie Olimpio), dass das für die öffentliche Verwaltung nicht grad vorteilhaft ist, kann man sich denken.


Die ehemalige deutsche Landungsbrücke im Hintergrund. Ganze 4 Jahre hat sie gehalten, dann wurde sie ein Opfer der Meeresströmung. Es gibt in Togo einen Badestrand mit Wellenbrechern (direkt neben dem Hafen, sehr idyllisch), ansonsten sollte man aufgrund der Unterströmung nicht weiter als bis zur Hüfte ins Wasser gehen.
Im Vordergrund die französische Landungsbrücke, gebaut 1924. Die Franzosen sind in Togo sehr unbeliebt, haben jahrelang Eyadema gestützt und so die Demokratisierung mit verhindert. Die Deutschen sind allerdings sehr angesehen, wohl deswegen weil früher immer alles besser war. Hin und wieder trifft man auch Togoer, welche in Deutschland gelebt haben und Deutsch sprechen. Die deutsche Kolonie Togoland umfasste neben dem heutigen Togo noch den heute östlichen Teil von Ghana.


Konzert mit Watschntanz und Schunkelrunde im Goethe-Institut in Lome. Waldeslust, Beim Kronenwirt, Schön ist die Liebe im Hafen, die Schunkelrunde hat's den Togoern angetan.


Das Gebäude der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS in Lome, eines der wenigen architektonischen Highlights. In Togo wird, wie im gesamten frankophonen Zentral- und Westafrika, mit dem CFA-Franc bezahlt. Der hing früher fix am Franc, und jetzt am Euro. Eine Art der Entwicklungshilfe, die bei der Währungsumstellung 2002 verschwiegen wurde.
Allerdings liegt das BIP der westafrikanischen Währungsunion bei ca. 60 Mrd. US-Dollar, das der EU bei 11,9 Billionen Euro.


Lehmburg im Tambermatal. Togos einziges Weltkulturerbe ("Land der Batammariba"), man muss hierfür am Eingang zum Tal 30 Euro abdrücken, wieviel davon in der Bevölkerung ankommt, weiß der Geier. Der Zuckerhut aus Lehm auf dem Dach bedeutet, dass es momentan einen Ältesten im Haus gibt. Der große Zuckerhut rechts neben dem Eingang ist eine Art Altar, auf dem das Blut frisch geschlachteter Tiere ausgegossen wird.
Bis vor einigen Jahrzehnten war es dort noch Brauch, erst nach der Tötung eines Menschen zum Mann zu werden. Mittlerweile werden dafür Tiere benutzt.  Das Tambermatal ist die ärmste Region Togos, dort liegt auch die Partnerschule der Grundschule Maisach, in Matema.

Togo ist ein interessantes Land, verfügt allerdings über keine nennenswerte Infrastruktur. Das "Mercure Sarakawa" in Lome ist als bestes Hotel im Land sündhaft teuer (Einzel ab 150 Euro in der Nacht) und hat bestenfalls europäische 3 Sterne. Im Hinterland wirds dann natürlich mit den Schlafgelegenheiten auch nicht besser. Jede der größeren Städte hat ein oder zwei brauchbare Hotels, die sowohl in puncto Sauberkeit auch als in der Ausstattung etwa auf dem Niveau einer Pension rangieren.



Großes Plakat an der Außenwand unseres Hotels.


Devotionalien im kleinen Museum von Togoville. Im Schaukasten links die originale kaiserliche Fahne, welche anlässlich der Unterzeichnung des Schutzvertrages 1884 dem König von Togoville übergeben wurde. Rechts daneben eine bundesdeutsche Fahne, übergeben vom großen Vorsitzenden Franz Josef Strauß 1980. Darüber mit Schappoklack der damalige König von Togoville.
Eigentlich ist der Titel "König" ein ziemlicher Witz. Der König wird vom Volk gewählt, und hat die niedere Gerichtsbarkeit inne (Familienstreitigkeiten und andere Sachen, mit denen sich der Präfekt nicht abgeben will). Der Kini von Togoville ist allerdings schon länger krank (ca. 2 Jahre), seitdem von niemandem mehr gesehen worden und daher wahrscheinlich tot. Die Regierungsgeschäfte führt nun der Herr Erbprinz, welcher aber nie spricht, sondern seinem Willen durch seinen Sprecher Ausdruck verleiht. Andernorts spricht der Sprecher, und wenn das dem König nicht gefällt, haut er Ihm ein paar mit dem Stecken drauf, damit der Sprecher anders spricht.


Kein Schnappes, sondern eine Tankstelle unter Palmen. Man kann an fast jeder Ecke Benzin-Öl-Gemisch aus Flaschen kaufen, mit dem die Togoer ihre chinesischen Mopeds betanken.


Der Fetischmarkt in Lome. Neben allerlei Abartigkeiten (Affenköpfe, Elefantenfüße, Krokodilschädel) kann man dort auch Zwillingspuppen erwerben. Stirbt ein Zwilling, so muss man beim Feticheur eine Puppe erwerben, die immer so wie der noch lebende Zwilling zu kleiden ist. Auf diese Weise merken die Ahnen nicht, dass im Haushalt etwas Schlimmes passiert ist. Sterben beide Zwillinge, muss man zwei Puppen kaufen.
Man kann sich dort auch verarzten lassen, dann wird irgendetwas zermahlen und mit Honig eingenommen. Ist eine ziemlich zwielichtige Angelegenheit, der Fetischmarkt liegt im ärmsten Viertel von Lome und die Feticheure sind sehr darauf bedacht, einem irgendetwas aufzuschwatzen. Es gibt auch noch einen Eisenfetisch (Altar zum Schutz all derer, die mit Eisen beruflich zu tun haben), auf welchem am 10. Januar Tiere geopfert und dann liegen gelassen werden.  


Auf eine Halbe zwischendrin ging's zum Marox-Grill. Die Rosenheimer Gebrüder März hatten in den 80ern und 90ern einen gut laufenden Fleischgroßhandel (und eine Schweinefarm in Togo), welcher dem SB Rosenheim seine deutschen Eishockeymeisterschaften "erkauft" hat. Als Marox pleite ging, wars auch mit dem SBR bald vorbei.
Der Marox-Grill bietet viel Fleisch zu billigen Preisen (Rinderfiletsteak für 8 EUR), im daneben gelegenen "Supermarche Marox" gibts einen Großteil des ALDI-Süd-Sortiments. Semmelknödel, Kartoffelbrei und BeLight! Knuspermüsli.  


Palais du Congres in Kara. Da der Präsident sowie sein Vater aus der Nähe von Kara kommen, hat man hier so einen pseudosozialistischen Protzbau in die Gegend gestellt. 


Togoische Buschstraße. Einfach mit dem Bulldozer durch die Landschaft gefahren, sobald der Regen den roten Sand weggespült hat, bleibt eine Piste zurück, die teilweise über nackten Fels führt. Zu Fuß gehts dann schneller voran, als mit dem Auto.


Schutzbehausungen in einer Klippe. Gelegen nahe der ghanaischen Grenze, ca. 2 Stunden Fahrt von Dapaong über Sandstraßen und Schotterpisten.Von oben über Lianen erreichbar, aber weder von unten noch von oben einsehbar. Hierhin sind die Bewohner früher geflüchtet, wenns zwischen den Stämmen Keilerei gab.

 

Der Faille d'Aledjo zwischen Kara und Sokode. In den Spalt (abwärts führend) brechen dann die völlig überladenen LKWs hinein, links und rechts schlagen bisweilen Funken.
In Sokode gibts übrigens die Boulangerie Bouba, geführt von einem Togoer, welcher in Deutschland Germanistik studiert hat. Dann ging ihm aber das Pulver aus, und er hat eine Bäckerlehre mit anschließendem Meister gemacht.



Mittagessen bei den Steyler Missionaren (einem katholischen Männerorden) in Kpalime. Die weißen Brocken um das Sauerkraut herum sind Yamsstücke, und schmecken wie eine mehlige Kartoffel. Eine der wenigen Kostproben von togolesischer Küche, sonst gab's größtenteils Essen in französischen Restaurants, beim Rainer im Fränkischen Hof zu Lome (Schnitzel, Leberkas und Hendl), bei Ordensschwestern (Fleisch in Roter Soße mit Beilage) oder beim Marox (Fleisch!).
Bei den Missionaren gabs auch Bier, Wein, Schnaps, und ein Großteil unserer Gruppe war nach der vorangegangenen, 4 Stunden dauernden Bischofsmesse (da gings zu wie in Blues Brothers) etwas ausgelaugt, ergo sehr durstig. Dann wurde gesungen, die Missionare haben mitgesungen, war alles sehr unenthaltsam. Unser muslimischer Busfahrer fand's sehr interessant, wie es da bei den Christen so zugeht.


Der Massageraum im Hotel war noch etwas unfertig, dafür gabs allerdings eine Sauna. Braucht man bei 35°C im Schatten auch unbedingt.

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